Caballo Raza Chilena

CHILENISCHES PFERD DER RASSE CHILENA (Caballo Raza Chilena)

EINLEITUNG

Übersetzt aus einem Artikel von José Luis Pinochet.

In Chile reicht die Präsenz von Pferden bis ins frühe 16. Jahrhundert zurück. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit und Robustheit entwickelte sich die Rasse Caballo Raza Chilena, die sowohl für die Arbeit mit Vieh als auch als Reitpferd geeignet ist und zudem sportliche Eigenschaften aufweist. Im Allgemeinen wird sie als mittelgroßes Pferd beschrieben, das für kurze Strecken schnell, ausdauernd für lange Arbeitstage in verschiedenem Gelände und mit sicherem sowie aktivem Gang ist. Zudem zeigt sie Einsatzfreude, Gutmütigkeit und Standhaftigkeit sowie eine leichte Anpassungsfähigkeit an verschiedene Tätigkeiten.

Die Bedeutung dieser Rasse für das Land wurde 2011 unterstrichen, als sie zum Naturdenkmal Chiles erklärt wurde. Dies stellt sie als kulturelles Erbe des Landes heraus und verpflichtet den Staat, ihre Erhaltung zu gewährleisten. Im Jahr 2012 wurde die Rasse zudem von der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) als eine „Rasse mit eigener Identität“ anerkannt.

BESCHREIBUNG DER RASSE

Name der Rasse

Der Name dieser Rasse hat sich seit ihrer offiziellen Anerkennung mehrfach geändert:

• Caballo Chileno

• Caballo Chileno Pura Sangre

• Raza Caballar Chilena

Derzeit ist der offizielle Name dieser Rasse Caballo Raza Chilena.

Ursprung und Geschichte

Das Caballo Raza Chilena entstand nicht künstlich, sondern formte sich natürlich auf dem Gebiet Chiles über drei Jahrhunderte hinweg, geprägt durch die Eroberung und Rückeroberung schwieriger Territorien. Dieser Prozess dauerte von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. 100 % der Pferde dieser Rasse stammen von spanischen Pferden ab, die mit der Ankunft der Europäer nach Amerika kamen. Die ersten Exemplare wurden auf Kolumbus’ zweiter Reise gebracht. Zunächst gelangten sie auf die karibischen Inseln, dann nach Mexiko und Zentralamerika, anschließend nach Peru, in den Norden Argentiniens und schließlich nach Chile.

Die Pferde, die im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert nach Amerika gebracht wurden, stammten hauptsächlich aus Zuchten in Kastilien, Andalusien und von gewöhnlichen spanischen Jakas. Diese Pferde versorgten die königliche spanische Armee sowohl in Europa als auch in Amerika mit Reitpferden für ihre umfangreichen Kriegszüge.

Zu dieser Zeit galten spanische und insbesondere andalusische Pferde als die besten der westlichen Welt. Der „andalusische“ Typ entstand aus alten Zuchten in Andalusien, die stark von den Berberpferden beeinflusst waren, die die Mauren während ihrer Invasionen auf die iberische Halbinsel brachten. Nach der Rückeroberung Südspaniens durch die spanischen Könige wurde das berühmteste Berberpferd, der „Moro de don Luis de Manrique“, eingeführt. Dieses Pferd wurde zur Legende und gab den berühmten „Guzmanes und Valenzuelas“ der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ihren Ursprung. Außerdem beeinflussten Pferdetypen wie der „Castellano“, die „gewöhnlichen spanischen Jakas“ und die Pferde aus dem Tal des Sorraia die Rasse maßgeblich und ähneln dem Caballo Raza Chilena am meisten.

Diese Pferde, die den spanischen Eroberern Ruhm einbrachten, zeichneten sich durch ihre außergewöhnliche Natur aus: Widerstandsfähigkeit, Kraft, Robustheit, Mut und Ausdauer. Sie ermöglichten es, selbst schwer bewaffnete Reiter über Ebenen, Wüsten, Gebirge und Flüsse zu tragen. Für die indigenen Völker Südamerikas, die noch nie Pferde gesehen hatten, wirkten diese Tiere, die mit ihren Reitern wie eine Einheit erschienen, übernatürlich.

Dies war die ethnische Basis des Caballo Raza Chilena. Schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts war die Pferdepopulation in Chile beträchtlich. Der erste bekannte Pferdehof in Chile wurde in der Region Melipilla (Zentralchile) vom ersten Bischof von Santiago, Rodrigo González de Marmolejo, gegründet.

Censuserhebung, aktuelle Situation und geografische Verteilung

In Chile gibt es laut Schätzungen der FAO etwa 300.668 Pferde. Basierend auf Informationen der Federación de Criadores Caballo Raza Chilena existieren ungefähr 4500 Zuchtbetriebe dieser Rasse, mit einer geschätzten jährlichen Registrierung von 6500 bis 7000 Pferden.

Die Verbreitung der Rasse erstreckt sich über das gesamte Land, von der nördlichsten Region Arica und Parinacota, über die zentralen Täler und die regenreichen, grünen Landschaften des Südens, bis hin zur südlichsten Region Magallanes und Antártica Chilena. Diese weite Verbreitung verdeutlicht erneut die außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit dieser Rasse an unterschiedliche Umwelten und Bewirtschaftungsbedingungen.

Dank ihrer hervorragenden Qualität, ihrer Morphologie, Robustheit und Widerstandsfähigkeit wird diese Rasse seit Jahren exportiert, unter anderem nach Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay.

Morpho-funktionale Beschreibung

Die Morphologie und Eigenschaften des Caballo Raza Chilena entwickelten sich in enger Verbindung mit ihrer Nutzung und Selektion. Bereits in der Kolonialzeit spielte die Rasse eine zentrale Rolle bei Expeditionen durch Chile und andere Länder sowie in Kämpfen mit indigenen Völkern. Dadurch entstand ein robustes, widerstandsfähiges Pferd, das sich an die widrigen Bedingungen jener Zeit anpassen konnte.

Der Stammbaum dieser Rasse wurde 1893 initiiert und ist damit der älteste in ganz Amerika. Im Jahr 1921 wurde der „Standard der Raza Chilena“ festgelegt, der 1930 im Hengst „Aculeo Azahar I“ (Nr. 1046 im Register) symbolisch verewigt wurde. Dieser Standard wurde erstmals 1937 im ersten Stud Book der Raza Caballar Chilena veröffentlicht und dient seitdem als wertvolle Orientierung für Züchter, Preisrichter und Liebhaber.

Die Rasse zeichnet sich durch muskulöse Pferde aus, die sowohl stark als auch agil und schnell sind. Sie besitzen den typischen Rassestempel und eine „acampado“-Körperform, die für Reit- und Vieharbeiten prädestiniert ist. Der Begriff „Rassestempel“ bezieht sich hauptsächlich auf den Schädeltyp, während der „acampado“-Charakter durch die Kombination von Morphologie, Temperament, Vitalität, Ausstrahlung, der Qualität der Mähne und andere Merkmale definiert wird, die der Rasse ihr typisches Erscheinungsbild verleihen.

Mit der Zeit wurden ideale Maße für Widerristhöhe, Brustumfang und Röhrbein-Umfang definiert, einschließlich akzeptabler Grenzwerte. Diese sind wie folgt:

KategorieWiderristhöhe (cm)Brustumfang (cm)Röhrbeinumfang (cm)
Hengste142 (138–148)162-18220 (18-21)
Stuten140 (136–146)164–18420 (18–21)

Besonderer Wert wird auf eine ausgewogene Proportionalität gelegt, sowohl vertikal als auch horizontal. Vertikal sollte die Brusttiefe (Widerrist bis Brustbein) der Bodenfreiheit (Brustbein bis Boden) möglichst ähnlich sein. Horizontal strebt man ein Gleichgewicht zwischen Vorderhand, Rumpf und Hinterhand an, sodass das Pferd in drei gleich große Abschnitte unterteilt werden kann.

Detaillierte morphologische Beschreibung

Die von der Federación de Criadores Caballo Raza Chilena beschriebene Morphologie des Caballo Raza Chilena umfasst folgende Merkmale:

Kopf: Leicht, mittellang, mit breiter, flacher Stirn und einem leicht konvexen oder geraden Profil (ein konkaves Profil ist ausgeschlossen). Lebhafte Augen, die leicht durch den Orbitalbogen geschützt sind; kleine bis mittlere, bewegliche Ohren; erweiterte Nüstern.

Hals: Mittellang, breit an der Basis, fest an der Schulter angesetzt, mit leicht konvexer Oberlinie und nahezu gerader Unterlinie. Feine Verbindung zum Kopf.

Widerrist: Dezent ausgeprägt und geht sanft in den Rücken über.

Schulter: Mittellang, schräg, fest mit dem Widerrist verbunden; beide Schultergelenke sind gut auseinanderliegend. Verbunden mit einem kräftigen, eher kurzen Oberarm, der einen offenen Winkel zur Schulter bildet.

Rücken-Lenden-Bereich: Kräftiger, breiter und stabiler Rücken von angemessener Länge; verbunden mit einer kurzen, breiten und gut bemuskelten Lende.

Kruppe: Lang, breit und leicht geneigt, mit einer tief angesetzten und eher niedrigen Schweifwurzel.

Rumpf: Gut entwickelt, mit gewölbten Rippen und tiefem, vollem Bauch, der dem inneren Profil des Brustkorbs folgt. Flanken sind kurz und gut ausgefüllt.

Vordergliedmaßen (Oberarm): Fest verbunden mit dem Oberarm, reich an Muskeln und so proportioniert, dass das Karpalgelenk möglichst tief sitzt. Das Karpalgelenk ist kurz, robust und gut geformt.

Röhrbein (Metakarpus): Kräftige Knochen mit geraden, starken Sehnen, so kurz wie möglich.

Hintergliedmaßen: Gut bemuskelte, tiefe Oberschenkel mit geraden, parallelen äußeren Linien, die gut auseinanderliegen. Die Sitzbeinhöcker sind so weit wie möglich voneinander entfernt und innen stark bemuskelt. Breite, kräftige Beine, die innen fest mit einem Tarsalgelenk in passendem Winkel verbunden sind.

Fesseln: Rund, klar und trocken.

Erstes Zehenglied (Fesselbein): Kurz, mit einer Neigung, die für Elastizität sorgt.

Hufe: Bevorzugt schwarz; proportional in der Größe, mit konkaver Sohle und normaler Strahlstruktur.

System der Zucht und ökologischer Einfluss

Die Zucht dieser Rasse begann 1545 mit der Gründung des ersten Pferdehofs durch den Priester Rodrigo González de Marmolejo. Dieser befand sich in Melipilla, Marga-Marga sowie in den Tälern von Quillota und Aconcagua. Die Idee, eine Rasse mit definierten Merkmalen zu entwickeln und diese gezielt zu selektieren, reicht jedoch weit in die Kolonialzeit zurück. Bereits damals wurde in Santiago durch den Stadtrat festgelegt, dass Stuten nur nach einer vorherigen Inspektion durch Tierärzte (damals “albíteres” genannt, zuständig für die Behandlung und Hufpflege der Tiere) zur Zucht zugelassen wurden. Dies geschah noch vor der Einführung der Veterinärmedizin.

Don Miguel Letelier E., ein bedeutender Züchter und Eigentümer der legendären Zuchtstätte „Aculeo“, bemerkte:

„Die harte Arbeit, der das Pferd in einem schwierigen und bergigen Land wie Chile ausgesetzt war, härtete seine Hufe ab, verkürzte die Länge des Rückens und stärkte die Muskulatur, besonders die der Hinterhand. Ebenso machte der unregelmäßige Wechsel der Weiden in den verschiedenen Jahreszeiten das Pferd genügsamer und reduzierte sein Wachstum.“

In Chile gibt es keinen Mischzuchtanteil in dieser Rasse, oder es wird davon ausgegangen, dass Mischlinge, die zwischen 1845 und 1893 auftraten, eliminiert wurden. 1893 begann die genealogische Registrierung dieser Rasse, bei der nur theoretisch 100 % reine Tiere aufgenommen wurden. Seitdem wurde auf die Morphologie der Pferde geachtet, wobei in den ersten Jahren auch die Funktionalität eine zentrale Rolle spielte. In den letzten 60 Jahren lag der Schwerpunkt der Selektion jedoch fast ausschließlich auf der Leistung im chilenischen Rodeo, einem traditionellen Sport.

Die genealogische Registrierung wurde eingeführt, weil Vorarbeiter, Hirten und Viehtreiber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bemerkten, dass Mischlinge nicht so gut für die Arbeit mit Vieh geeignet waren wie reinrassige Pferde. Daher begann man, die besten Tiere für diese Zwecke zu selektieren.

Laut Francisco Antonio Encina waren zum Zeitpunkt der Einführung des Registers 1893 nur noch etwa 300 Stuten und 15 Hengste vollständig reinrassig, die nach strenger Inspektion und Selektion registriert wurden. Das Register blieb bis 1930 für Hengste und bis 1934 für Stuten geöffnet und wurde dann endgültig geschlossen.

Die heutigen Linien der Caballo Raza Chilena umfassen dreizehn Familien, die aus verschiedenen Regionen des Landes stammen. Innerhalb dieser Familien gibt es bekannte Abstammungen, die bis vor das Jahr 1850 zurückreichen.

Seit der Einführung des Registers wurde der funktionalen Leistung der Pferde besondere Aufmerksamkeit gewidmet, da sie vor allem für die Arbeit in der Viehzucht benötigt wurden. Neben der Funktionalität wurde jedoch auch großer Wert auf den „Rassestempel“ und die „zooteknische Schönheit“ gelegt – eine perfekte Harmonie zwischen Typ und Funktion, einschließlich ausgewogener Proportionen von Höhe, Länge und Tiefe sowie einer korrekten Gliedmaßenstellung.

Nutzung, soziale Auswirkungen und Potenziale

Der Einsatzbereich des Caballo Raza Chilena ist vielfältig und hängt stark von der jeweiligen Epoche ab:

Historische Nutzung:

Zu Beginn wurde die Rasse vor allem in Kriegszeiten während der Eroberung genutzt. Ebenso spielte sie eine zentrale Rolle bei der Reproduktion und Produktion einer großen Anzahl von Pferden, um die Anforderungen für militärische Zwecke zu erfüllen. Darüber hinaus wurden die Pferde für Transport- und landwirtschaftliche Arbeiten eingesetzt. Ein bekanntes Beispiel ist der Einsatz von Stuten während der Getreideernte für das traditionelle Dreschen.

Landwirtschaftliche Bedeutung:

In der Landwirtschaft hatte das Caballo Raza Chilena eine fundamentale Rolle. Es wurde für die Viehhaltung verwendet, um Tiere zu treiben, auf die Weide zu führen oder sie ein- bis zweimal im Jahr für das Kennzeichnen, Markieren, Klassifizieren oder Sortieren zusammenzutreiben. Pferde spielten nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in der gesamten menschlichen Zivilisation eine wesentliche Rolle. In Chile waren sie zudem ein wichtiges Transportmittel, das die Kommunikation zwischen abgelegenen Orten, Dörfern, Städten oder militärischen Festungen ermöglichte. Ohne diese Pferde wären die Reisen über gefährliche und oft unwegsame Pfade kaum machbar gewesen.

Rückgang landwirtschaftlicher Nutzung:

Mit dem Aufkommen neuer Technologien nahm die Nutzung der Pferde in der Landwirtschaft ab. Dies führte zu einem Anstieg ihrer Verwendung im Sport, insbesondere im Rodeo Chileno, einer traditionellen chilenischen Sportart.

Sportliche Nutzung:

Neben dem Rodeo werden zunehmend auch andere Disziplinen gefördert, in denen die Rasse glänzt, wie Reining, internationale Reining, Viehtrennen, Barrilete Chileno (ein Geschicklichkeitswettbewerb mit Fässern) und Fahrsport.

In der letzten Saison fanden 35 offizielle Ausstellungen dieser Pferderasse im gesamten Land statt.

Erhaltungs- oder Verbesserungsprogramme in Entwicklung

Das Caballo Raza Chilena verfügt über eines der ältesten Zuchtregister in Lateinamerika. Bereits 1890 beantragte Raimundo Valdés bei der Sociedad Nacional de Agricultura (Nationale Landwirtschaftsgesellschaft) die Eröffnung des Registers für reinrassige Zuchttiere. Im Jahr 1893 wurden die genealogischen Register offiziell eingeführt. Dieser Schritt zeigt die langjährigen Bemühungen, die Rasse als Reit- und Arbeitspferd mit körperlicher Stärke zu bewahren.

Die Verantwortung für die Erhaltung dieser Rasse liegt bei der Federación de Criadores de Caballos Raza Chilena, deren Hauptziel es ist, „die Zucht und Verbesserung der chilenischen Pferderasse, damit verbundene Reit- und Kulturaktivitäten zu entwickeln, zu fördern, zu koordinieren und zu verbreiten.“

Perspektiven für die Zukunft der Rasse

Das Caballo Raza Chilena ist eine alte Rasse mit den zuvor beschriebenen einzigartigen Merkmalen. Die zukünftigen Perspektiven für die Entwicklung dieser Rasse folgen den vor Jahren festgelegten Leitlinien. Züchter und Liebhaber dieser Rasse setzen sich dafür ein, die charakteristischen Eigenschaften zu bewahren, die es dem Caballo Raza Chilena ermöglichen, sowohl landwirtschaftliche als auch sportliche Funktionen zu erfüllen.

Darüber hinaus arbeitet die Federación de Criadores de Caballos Raza Chilena derzeit an der weiteren Internationalisierung der Rasse. Ziel ist es, den Export von Genetik sowie die sportliche Nutzung der Pferde zu erweitern.

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