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Zucht- und Leistungsprüfung für den CRIOLLO

Der 750-km-Ritt des uruguayischen CRIOLLO-Zuchtverbands, die "Marcha Funcional", findet in ähnlicher Form in Argentinien und seit kurzem auch in Brasilien statt. Aber Uruguay ist die Heimat dieses Rittes. Er wurde in den 40er Jahren von engagierten Züchtern als Zucht- und Leistungsprüfung eingeführt. CRIOLLOS, die bis heute ausschließlich für die Rinderarbeit auf den riesigen Estancien der südamerikanischen Pampas gezüchtet werden, müssen für diese Arbeit geschickt, nervenstark, ausdauernd und genügsam sein. Dieser Distanzritt soll besonders die beiden letzteren Eigenschaften, Ausdauer und Genügsamkeit, unter Beweis stellen und einen Vergleich der züchterischen Anstrengungen ermöglichen. Die Marchas sind demnach keine primär sportlichen Veranstaltungen (dafür gibt es zahlreiche kürzere Distanzrennen), sondern eine Leistungsprüfung für die Rasse der CRIOLLOS.

REGLEMENT

Die teilnehmenden Pferde müssen sich 30 Tage vor dem Ritt am Austragungsort einfinden. Sie verbringen die Zeit bis zum Beginn gemeinsam auf einer Koppel. Zufütterung, Training und sonstige Manipulationen sind untersagt. Das soll den individuellen Fütterungs- und Trainingszustand der Tiere nivellieren, denn es gilt nicht die beste Vorbereitung, sondem das Tier mit den besten genetischen Veranlagungen zu ermitteln. Überdies greift dieser Regelpunkt den Alltag der CRIOLLOS auf einer Estancia auf. Auch dort ernähren sich die Pferde ausschließlich von der Weide. Während des Rittes sind Zusatzfutter oder gar leistungssteigernde Mittel streng verboten.

Da es im April/Mai in Uruguay Herbst ist, sind die Weiden nicht gerade üppig. 90 Prozent der Teilnehmerpferde sind Stuten. Hengste sind bisher noch nie vorn plaziert worden und Wallache machen in einer Zuchtleistungsprüfung wenig Sinn. Der Ritt geht über 14 Reittage (mit einem Rasttag) und jeweils einer Etappe morgens und nachmittags. Die Anforderungen sind vonTag zuTag unterschiedlich, die Strecken steigern sich von 35 km bis auf 80 km am Tag, ebenso werden die Zeitvorgaben schwerer. Sinn der allmählichen Steigerung ist es, dieTiere am Anfang nicht zu überlasten, sondern langsam an die Konditionsgrenzen heranzukommen. Man sucht nicht die kurzfristige Spitzenleistung am Anfang, sondern die beste Ausdauerleistung zum Schluss. Während des ganzen Ritts werden gründliche Veterinärkontrollen durchgeführt.

Es fällt positiv auf, dass alle Reiter und Züchter ihre Tiere mit großer Umsicht behandeln. Die Gauchos sind Profis und kennen ihreTiere und deren Leistungsgrenzen sehr genau. Dadurch, dass es im Zweifelsfall für den Ruf der Zucht und des Reiters besser ist, mit einer schlechteren Plazierung anzukommen, als frühzeitig aufgeben zu müssen, kommt es zu keinen üblen Misshandlungen der Tiere. Andererseits kann sich jeder vorstellen, dass ein Reitervolk seine Pferde auch nicht übertrieben schont. Der Gaucho kennt seinen CRIOLLO und sich selbst und weiß sehr genau, was er verlangen kann. Und das ist auf einer so langen Distanz am wichtigsten !

Abschließend kann man feststellen, dass die CRIOLLOS erfolgreich sind, die eine gute Grundkondition mitbringen, sich schnell regenerieren (und das bei bescheidener Futtergrundlage) und die von ihrem Körperbau und ihrer Leistungsphysiologie dafür speziell veranlagt sind. Durch die kontrollierten und gleichen Startvoraussetzungen kann man davon ausgehen, dass Leistungsunterschiede stark genetisch bedingt sind. Dies wird dadurch bestätigt, dass es innerhalb der CRIOLLO-Zucht Zuchtlinien gibt, die durch ihren fortgesetzten Erfolg auffallen. Tatsächlich sind dies die Ergebnisse der Züchter, die oft schon sehr lange eine konsequente Selektion in dieser Richtung betreiben.

Eine weitere wichtige Leistungsprüfung für CRIOLLOS ist die Prüfung des goldenen Gebisses “Freio de Ouro”.

Bei dieser Prüfung wird die Vielseitigkeit der Tiere unter Beweis gestellt. Teile der Freio de Ouro könnte man mit jeder Rasse reiten, nicht jedoch Campo und Mangueira.

“Freio de Ouro”: Hier die Teilprüfung “Campo”

Die gesamte Prüfung besteht aus einer Vorstellung an der Hand und aus fünf zu reitenden Teilaufgaben. So z.B. verläuft die letzte Teilprüfung "Campo": Zwei Reiter starten auf einer 100 Meter langen Strecke auf einem Platz, ein Rind läuft 20 Meter voraus, Bei jedem Pferd wird einzeln bewertet, wie schnell das Rind erreicht wird. Über eine Distanz von 60 Meter müssen die Reiter das Rind nun einklemmen, ohne es zu überholen. Die letzten 20 Meter muss das Rind dann überholt werden, es läuft instinktiv zum Ausgang zurück. Die Reiter stoppen aus vollem Galopp, drehen um 180 Grad und klemmen das Rind wieder ein, um es bis zum Tor zurückzubegleiten. Die gerittene Geschwindigkeit beträgt oft über 50 km/Std. Auch in der Gesamtwertung (Geschwindigkeit und Gleichgewicht) werden beide Pferde separat beurteilt. Kondition, Mut und Rittigkeit der CRIOLLOS sind bei dieser Prüfung bis aufs äußerste gefordert!

Die Beurteilung der fünf Funktionsprüfungen und der Morphologieprüfung entscheidet über die Teilnahme am Finale. Hier werden dann nochmals folgende drei Prüfungen geritten: "Figura", "Mangueira" und "Campo".

Der Bayerische Zuchtverband für Kleinpferde und Spezialpferderassen e.V. veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem CRZVD Zuchtprüfungen nach südamerikanischem Vorbild. Es werden Eintragungen in das geschlossene Stutbuch 1 vorgenommen.

Seit 1996 werden auch Hengstleistungsprüfungen für Criollos durchgeführt und seit 1997 Stutleistungsprüfungen mit den gleichen Leistungsvorgaben der HLP.

Der Spezialpferderassenverband und der CRZVD haben mit der HLP und SLP und mit der Durchführung von Zuchtprüfungen eine Basis geschaffen, die den Criollos gerecht wird und somit eine rassetypische Zucht gewährleisten kann.

Inhalte der Leistungsprüfung Stand 28.05.2015 - 33 kB

Aufgabe der Reitprüfung - 15,48 kB